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Die Scheune meines Großvater’s

Walker barn

Von Regena Trant Schantz – Dezember 2002

Die Walker Scheune, die Jacob Walker gehörte und als „German Stock Farm“ bekannt war.
Die Walker Scheune, die Jacob Walker gehörte und als „German Stock Farm“ bekannt war.

Vorwort

Dieses Manuskript von Gena Schantz gibt interessante Eindrücke über die Entwicklung und Bedeutung der Scheunen auf den amerikanischen Farmen. Wobei die Bezeichnung „barn“ im deutschen zwar Scheune bedeutet, in Amerika aber diese Gebäude nicht 1:1 mit den bei uns bekannten Scheunen identisch sind. Sie haben sich über die Zeit zu landwirtschaftlichen multi-funktions Gebäuden entwickelt. Neben der reinen Speicherung von Getreide, Heu und Stroh und anderen Gütern, wurden sie als Stall oder für die Unterbringung von Maschinen genutzt. Teilweise wurde in einem Gebäude alle Funktionen gleichzeitig genutzt. Zu Wohnzwecken wurden sie jedoch nicht genutzt.

Ich habe versucht den Text so genau wie möglich ins Deutsche zu übersetzen, dies gelingt aber an einigen Stellen einfach nicht, weil es die entsprechenden Ausdrücke im Deutschen nicht gibt. In diesen Fällen habe ich versucht in Fußnoten die Bedeutung des Wortes zu umschreiben.

Im Dezember 2003

Rüdiger Kemmler

Die Scheune meines Großvaters

Letzten Sommer besuchte ich die Scheune meines Ur-Großvaters zum ersten Mal. Mein Vater hat oft über seinen Großvater gesprochen, aber ich wusste nicht sehr viel über ihn oder seinen Bruder Fred (Friedrich), dessen Hof ich ebenfalls besuchte. Als ich in der Scheune stand, wunderte ich mich, warum die Scheune so offen und anders war, als alle anderen Scheunen, die ich zuvor gesehen hatte. Je mehr ich fragte, desto mehr verstand ich, dass einige Familiengeschichten mit den Bauernhöfen und besondern mit den Scheunen verknüpft waren, die festgehalten werden sollten.

Als ich damit begann, die Scheunen zu erkunden, ihre Geschichte, ihren Stil und ihren Zweck, begann ich zu verstehen, wie eng die Bauweise der Scheunen mit ihrer Funktion, ethnischem Hintergrund, geologischen Voraussetzungen und der sich verändernden Technik in der Landwirtschaft verknüpft war. Außerdem sind die Scheunen stark geprägt durch den Geschäftssinn des jeweiligen Bauern. Im Gegensatz zu dem was wir erwarten würden, hatte mein Urgroßvater die modernere Scheune als die meines Großvaters, die man eher als traditionell bezeichnen könnte.

Die Walker Brüder wurden als sehr fortschrittliche Bauern bezeichnet, sie waren aus Deutschland ausgewandert und hatten sich in Blackford County, Indiana um 1880 niedergelassen. Zu einer Zeit gehörten sie zu den vermögendsten Bauern des Landkreises (County) und noch heute gehören sie den Walker’s und sind schöne Beispiele für moderne Landwirtschaft. Aber das ist noch ein Hof, der wichtig ist für meine Familiegeschichte und das ist der Hof meines Großvaters, ungefähr zwei Meilen (3,22 km) entfernt, an die ich mich aus meiner Kindheit erinnern kann und wo mein Vater aufgewachsen war. Mein Großvater war Ire, sehr konservativ und traditionell und kämpfte immer damit etwas zu erreichen. Cousine Peggy sagt: „Er hat nie einen Pfennig verdient“. Beide waren hart arbeitende Männer, aber Dank eines ironischen Schicksalsschlages war es mein fortschrittlicher Ur-Großvater der seine Farm verlor und mein traditioneller Großvater, der seine Farm behalten hat. Zusammen erzählen sie eine schöne Geschichte der nordamerikanischen Scheunen.

Die Scheune ist tief verwurzelt in unseren kulturellen Symbolen und in unserer Sprache, obwohl sie langsam verschwinden. Die meisten von uns heute kennen den Ausdruck wie „er hat das Scheunentor nicht getroffen“ oder „offen wie ein Scheunentor“. Als ich ein Schulmädchen war, betrachtete es man als sehr viel höflicher zu sagen, „seine Scheunentür sei offen“ als zu sagen „sein Hosentür stünde offen“ und „Scheunen Humor“[2] war verboten in unserem Haus. Ausdrücke wie „barnstorming“[3] oder „giving a barn-burning speech“[4] sind nicht so bekannt, obwohl ich beide Ausdrücke kürzlich im Wahlkampf gehört habe. Ich frage mich, ob unsere Kinder und Enkel verstehen werden, was der Aufbau einer Scheune bedeutet[5]. Noble und Cleek vermuten, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis unsere Kinder diese Erfahrungen nur in einem Bauernmuseum machen können[6]. Einen letzten Ausdruck den man öfters hört im Zusammenhang mit den sportlichen Aktivitäten der Universität von Iowa der besagt „das Heu ist nie in der Scheune“ was so viel heißen soll wie „es gibt immer was zu tun“.

Obwohl Scheunen bekannte Artifakte in der amerikanischen Landschaft sind, verschwinden sie immer schneller. Einige schätzen, dass alleine tausend Scheunen im Monat allein in Iowa zerstört werden. Deshalb ist es so zunehmend wichtiger die Bedeutung dieses allgemeinen Teils unserer Vergangenheit zu verstehen, bevor sie alle verschwinden.

„Eine Scheune ist nicht einfach nur ein, weißes, rechteckiges Gebäude mit einem Gabeldach, sondern es ist ein landwirtschaftliches Gebäude mit einer komplexen materiell-kulturellen Vergangenheit, geprägt durch die Nutzung landwirtschaftlicher Flächen und Wirtschaft und darüber hinaus durch Wissenschaft und Technologie“[7] Sie sind in erster Linie funktional. „Die Scheune ist das wahre Zentrum einer Farm“ schrieb der Pfarrer Henry Ward Beecher in 1869. „Das Pumphaus repräsentiert die Leute, die Scheune die Arbeit“[8]. Jede Farm gibt den Eindruck des Stiles des Bauern wider und es gibt so viele verschiedene Arten von Scheunen wie es Bauern gibt.

Ethnische Gründe können laut den Autoren Allen G. Noble und Richard K. Cleek ebenso für einige Stilvariationen in Nordamerika verantwortlich sein, aber nur in Teilen. Getreide und Tiere bestimmen die Notwendigkeit einer Scheune ebenso wie Zeit und Ort[9]. Ein Bauer wählt nicht einen bestimmten Scheunenstil nur weil er ihm gefällt. Im Gegenteil, er baut die Scheune, damit sie seinem Stil der Landwirtschaft am besten nützt. Die Form der Scheune spiegelt die Funktion des Bauernhofes wider und ist deshalb auch ein persönliches Spiegelbild seines Besitzers.

Als moderne Technologie in die Landwirtschaft eingeführt wurde, hat sich die Arbeit auf dem Bauernhof verändert. Die Scheune spiegelt diesen Wandel wider. Die Erfindung der Heuballenmaschinen, Hächslern und Silos erhöhten die Produktion von Getreide und führte danach zu größeren Viehherden auf dem Bauernhof. Als Heuwagen und Heugabeln sich als arbeitssparend erwiesen, passte sich die Heuhütte und die Scheunenstruktur[10] an, um sie zu beherbergen. Dampfkraft und Dieselmotor reduzierten den Bedarf an Zugpferden und das Heu, das sie benötigten, aber die Maschinen benötigten Stauraum und Schutz, obwohl sie eine andere Art von Stauraum und Schutz benötigen, als die Pferde. Die Elektrizität erlaubte spezielles Equipment und beeinflusste das Wachstum, speziell von der Milchindustrie, sie verlängerte auch den Tag des Bauern.[11]

„Wenn wir den Zweck der Scheune verstehen und wie sie ausgelegt und benutzt wird, bekommen wir einen Einblick in den Ablauf des Bauernhofes selbst“ (Brick-end-Barns)[12]. Was wir Neue Welt oder Nordamerikanische Scheunen bezeichnen, sind Strukturen, die sich über die Zeit aus der Tradition der Alten Welt entwickelt haben, beeinflusst durch Klima, Lage und Technologie.

Ein Schlüssel für das bessere Verständnis ist das Wort Scheune im Englischen „barn“ selbst. Das Wort „barn“ leitet sich von zwei Angelsächsichen Wörtern ab. bere, was soviel wie Gerste bedeutet und ern was einen Platz oder einen Schrank bedeutet. Das Wort „barn“ ist somit ein Aufbewahrungsort von Gerste und impliziert den Anbau von Getreide[13]. Nach den Autoren Charles Caulkins und Martin Perkins würde „kein Bauer, der etwas auf sich hält, Tiere in seiner Dreschscheune halten“. Dagegen gibt es spezielle Strukturen um Vieh unterzubringen. In England und anderen europäischen Ländern waren Ställe für Pferde, Kuhställe für Rinder und Schweineställe für die Schweine[14]. In der Neuen Welt wurden die alten Konzepte adaptiert und weiterentwickelt um die Herausforderungen in Nordamerika zu meistern.

Die ältesten Exemplare von Scheunen in Nordamerika sind 3-fach Dreschscheunen, oft auch „Englische Scheunen“ genannt, gefolgt von den „Deutschen Scheunen“ und den „Holländischen Scheunen“[15]. „Holländische Scheunen“, die sich durch ihren kathedralenartigen Aufbau unterscheiden, findet man selten außerhalb des Staates New York und ihr Stil hatte weit weniger Einfluss auf die modernen Scheunen, als dies die „Englischen und Pennsylvania Scheunen“-Stile hatten.

Vor 1800 hatten die meisten Scheunen in den USA die Form einer 3-fächrigen englischen Scheune. Nachdem diese Konstruktion durch die frühesten englischen Siedler in das Land eingeführt wurden, findet man diese Konstruktion in ganz Neu England (New England). Es war eine kleine, 1-stöckige, rechteckige Konstruktion, von ungefähr 30 x 40 Fuß (9 x 12 m) die in 3 Bereiche eingeteilt war, die Fächer genannt wurden, einem Dreschboden im Mittelteil, einem Bereich für ungedroschenes Getreide auf der einen Seite und einem Getreidelager für gedroschene Gerste oder Weizen und Stroh für die Tiere auf der anderen Seite. Eine große Doppeltür war in der Mitte der längeren Seite für die Zufahrt mit den Wagen und für die Belüftung des Getreides. Die Scheune hatte meistens ein Giebeldach. Der ausschließliche Zweck war die Lagerung von Getreide und normalerweise nicht für die Unterbringung von Vieh. Aber hier in Neu England waren die Winter härter und es war erforderlich die Tiere besser zu schützen und der Dreschboden war für diese Zwecke anpassbar. Ein Teil konnte einfach als Stall mit Krippe benutzt werden und ein zweiter Stock konnte hinzugefügt werden, um das Heu zu lagern. Solange man Weizen oder anderes Getreide angebaut hat, gab es Bedarf für diese 3-teilige Scheune und so hat sich dieser Typ bis in das 20-igste Jahrhundert erhalten. Als sich die Niederlassungen im 19. Jahrhundert weiter westwärts in den alten Nordwesten bewegten, schritt die Anpflanzung von Weizen und der Bau von 3-teiligen Scheunen ebenfalls in Ohio und im nördlichen Indiana und dann nordwärts nach Michigan, das nördliche Illinois und Wisconsin vornan. Als sich die Niederlassungen westwärts bewegten, wurden die Scheunen nur größer und ansonsten wenig verändert. Als Getreideernten größer wurden und der Bedarf der Bauern an Lagerraum zunahm, wurden die Scheunen um einen vierten oder fünften Bereich oder manchmal um einen Schuppen an der Seite erweitert. Dies vergrößerte den Heustauraum im ersten Stock und auch die Schutzmöglichkeiten für die Tiere. Ein Unterstand unterhalb der originalen Struktur ermöglichte weiteren Stauraum oder Platz für Ställe. Manchmal wurde auch eine Rampe zu den oberen Bereichen der Scheune gebaut, um das Heu besser einbringen zu können[16].

Zur gleichen Zeit als die Entwicklung des Westens voranschritt, wanderte eine große Zahl von Deutschen in den östlichen Teil der Vereinigten Staaten ein, besonders nach Pennsylvania, Ohio und Indiana und mit einem geringeren Anteil nach Missouri und Wisconsin. Sie bauten ebenfalls Getreide an, aber ihr Bedarf für Scheunen unterschied sich deutlich von den Engländern, in erster Linie auf Grund ihrer Angewohnheit wie Tiere in den Scheunen gehalten wurden und nicht in getrennten Ställen. Während die Engländer gewohnt waren ihre Tiere auf Weiden zu halten, die von Zäunen oder Mauern umgeben waren und einige sehr bekannten Rassen wie Jersey, Angus, Hereford oder Guernseys gezüchtet haben, hielten die Deutschen ihre kleinen Herden in den Scheunen und pflanzten ihre Felder mit Getreide wie Weizen, Hafer, Gerste, Flachs und andere Feldfrüchten an. Deutsche Bauern hatten anders als die englischen, ihre Tiere im Winter und gegen die Unbill des Wetters geschützt und die Scheunen, die sie in den USA bauten, spiegelten diese Praxis wider. Diese Scheunen wurden „Pennsylvania Scheunen“ genannt und ihr Stil unterschied sich deutlich von den dreigeteilten Scheunen. Das Studium dieser deutschen Scheunen wurde ein Spezialgebiet für einige Historiker nach einer Studie von Robert Ensminger. Mindestens 15 Typen dieser Scheunen können unterschieden werden, zehn sind Vorbau-Typen und viele von diesen Scheunen, wurden in einen Hügel gebaut[17].

Die Pennsylvania Scheune war eine große rechteckige Scheune mit einem Giebeldach, zwei Stockwerke hoch, mit Platz für Tiere und die Getreidelagerung. Manchmal aber nicht immer wurden diese Scheunen in einen Hügel gebaut, die es erlaubten eine dritte Ebene oder einen Keller zu nutzen[18]. Deshalb der Ausdruck „Bank Barns“. Die große Scheune auf dem Hof meines Großvaters ist eine Variante der Standard Pennsylvania Scheune.

Meine Großeltern, John und Rose Walker[19] Trant haben ihren Bauernhof 1915 in Harrison Township, Blackford County, Indiana gekauft. Pop, wie mein Großvater genannt wurde, kam aus einer alten irischen Bauernfamilie, die über viele Generationen Bauern waren. Sein Großvater wanderte zwischen 1840 und 1850 von Irland aus und bewirtschaftete einen Bauernhof in Licking Township, Blackford County, seit 1866. Sein Vater, wie seine Onkeln und Tanten waren eingesessene Bauern im Landkreis (County). Sein Onkel, Maurice Trant, hatte einen multi-funktions Bauernhof, der weithin als die Heimat der Kurzhorn Rinder[20] bekannt war[21].

Der Bauernhof den John und Rose kauften hatte 123 acres (49,78 ha) Land und ein zweistöckiges Haus, zwei Scheunen, eine Getreidekrippe und einige kleine Gebäude drumherum. Er war bereits sehr gut eingeführt und bestens geeignet für die multi-funktionale Art der Bewirtschaftung, die meine Großeltern haben wollten. Auf diesem Hof zog mein Großvater Milchkühe (eingetragene Kurzhorn-Rinder für die die Famile Trant bekannt war), Hampshire Schweine und eine Herde von eingetragenen Black Angus Rindern. Wie die meisten Bäuerinnen in dieser Zeit hatte meine Großmutter eine große Zahl von Hühnern. Pferdestärken wurde durch die beiden Pferde „Dutch“  und „Old Nell“ geliefert und auf den meisten Feldern wurde Mais, Weizen und Hafer angebaut. Während viele Bauern im Landkreis auf gasbetriebene Maschinen umstellten, behielt mein Großvater die Zugpferde und die alten Bewirtschaftungsmethoden bis 1950 bei. Heu wurde lose gelagert und nicht in Ballen, Mais wurde geschält mit Handschälern und der Weizen wurde mit einer kleinen Schüttelmaschine gereinigt. Erst nachdem mein Vater 1946 aus dem Zweiten Weltkrieg zurückkam, kauften Pop und mein Onkel Russel einen John Deere Modell A Schlepper und ersetzten „Old Nell“ und „Dutch“.

Pop war zu einem interessanten Zeitpunkt in Bezug auf die technologischen Veränderungen in die Landwirtschaft eingestiegen. Zwischen dem Bürgerkrieg[22] und 1920 beeinflussten viele Innovationen im landwirtschaftlichen Bereich zusammen mit den geologischen Veränderungen der Westwärtsbewegung, die Art der Bewirtschaftung der Bauernhöfe und die Scheunen wurden angepasst, um dem neuen technischen Standard der Landwirtschaft Rechnung zu tragen. Es war das Zeitalter der McCormick Mähmaschine und der Getreidedreschmaschine zusammen mit dem Strohbinder ebenso wie die Dampfzugmaschine und des internen Verbrennungsmotors[23].  Verbesserungen bei der Getreideernte mit pferdegezogenen Heurechen führten zu einem wachsenden Viehbestand und dem Bedarf nach größeren Heulagerflächen. Die Anpassung der Heuzangen und die anschließende Entwicklung der horizontalen Heutransportierung und Heuaufzüge in den späten 1860-igern begann das Aussehen der Heuböden und der Dächer zu verändern. Gambrel und gotische Dachformen waren besser geeignet für die ungehinderte Heueinlagerung als die traditionellen Giebeldachkonstruktionen. Sie boten mehr Stauraum, weil sie keine Querbalken hatten, die dem Beladen mit Heu im Wege standen[24]. Der Arbeitsaufwand wurde ebenfalls reduziert, weil die Notwendigkeit das Heu mehrfach umzuschichten deutlich reduziert wurde[25].

Werbeanzeigen über Landmaschinen in der lokalen Zeitung zeigen, dass mein Großvater und seine Nachbarn eine große Auswahl an Maschinen hatten. In einigen Verkaufsaufstellungen von 1915 finden sich solche Dinge wie  ein John Deer Kultivator , ein Heurechen mit Sulky, ein pferdegezogener Pflug von Oliver, eine J.I Chase Maissähgerät, eine Moline[26] Egge und ein 1-PS-starker Maishächsler, 3-Gang, fast wie neu. Aber wir müssen daran erinnern, dass das Pferd immer noch der Antrieb für diese Maschinen zu dieser Zeit war und andere Anzeigen unterstreichen dies: ein Satz messing-beschlagenes Doppelgeschirr, zwei Sätze eines Tragegeschirrs und ein Satz eines Wagengeschirrs[27]. Moderne Technologie war immer noch ein paar Jahre entfernt, als John und Rose ihren Hof kauften.

Pop hatte es mit Fabrikarbeit versucht, nachdem ein Feuer ihr erstes Haus auf einem gemieteten Hof 1914 zerstört hatte. Meine Großmutter, Rose, wollte nach dieser Erfahrung in der Stadt leben, aber Pop fand heraus, dass im das Stadtleben nicht liegt und sie entschieden, sich einen eigenen Hof zu kaufen. Unglücklicherweise war Land zu diesem Zeitpunkt teuer und sie konnten sie die neuen Maschinen kaum leisten, die ihre Arbeit leichter und die Produktion erhöht hätten. Außerdem kam Pop aus einer sehr traditionell geprägten bäuerlichen Tradition und deshalb bestellte er den Hof, wie er es von früher am besten wusste. Die Scheunen von Pop zeigen diese Art der Bewirtschaftung deutlich.

Die große Scheune, wie wir sie heute noch nennen, ist eine normale Pennsylvania Scheune mit einem Vorbau, nach Robert Ensminger, der wohl größten Autorität für Deutsche Scheunen. Sie zeigt auf, wie östliche Bauern seit dem Beginn des 19-ten Jahrhunderts gearbeitet haben. Die Scheune ist eine große, zweistöckige, 3-teilige Dreschscheune mit einem freitragenden zweiten Boden, und einem eingeschlossenen Schutz für Rinder und Schweine. Der Vorbau wird in diesem Fall von Pfählen gestützt. Deshalb wird der auch Pfahlvorbau genannt. Er ist nicht in einen Damm gebaut, wie andere deutsche Scheuen, aber gestützt auf große Kalksteinquader wie es auf den flachen Böden von Blackford County üblich war. Sie hat keinen Keller. Obwohl eine typische Pennsylvania Scheune, die normalerweise rot angestrichen wurden und mit Schutzzeichen[28] oder anderen dekorativen Elementen versehen wurde, blieb die große Scheune immer ungestrichen und hatte eine schöne silbergraue Farbe.

Im Inneren hatte diese Scheune einen zentralen Gang, auch Dreschboden genannt, wo das Heu und das Getreide mit Pferd und Wagen hereingefahren wurde. „Old Nell“ und „Dutch“ zogen dann den Wagen mit Heu auf einer kleinen Rampe auf der Nordseite der Scheune in die Mitte des hölzernen Dreschbodens. Das Heu wurde dann per Hand auf die zweite Ebene hinaufgeworfen und als der Wagen abgeladen war zogen ihn die Pferde auf der Südseite wieder hinaus auf die Felder. Gelagert wurde über den beiden Seitenteilen und am südlichen Ende, was einem U entsprach. Der Heuboden wurde durch Öffnungen auf 3 Ebenen und ein großes Eulenloch unter dem Giebel belüftet. Ich habe mich oft gefragt, ob Eulen in der Scheune gebrütet haben. Sie hätten geholfen, die Ratten- und Mäusepopulation klein zu halten.

Im Erdgeschoss wurde auf der Westseite ein Kornspeicher eingerichtet, um Hafer, Maiskörner und Weizen einzulagern. Es gab auch kleinere Arbeitsbereiche für die Rüttelmaschine und den Maisschäler und Aufbewahrung für die Pferdegeschirre. „Old Nell“ und „Dutch“ hatten ihren Stall auf der südöstlichen Seite, wo „Old Nell“ mit den Hufen auf dem Holzboden scharrte um an das Getreide zu kommen, dass zwischen die Bohlen gefallen war. Stroh und gelegentlich ein Pony waren in der nordöstlichen Ecke untergebracht. Ställe für die Rinder waren auf der Süd- und Nordseite der Scheune untergebracht[29]. Mit der Ausnahme eines neuen Farbanstriches schaut die Scheune von außen genau so aus, wie sie immer aussah, aber im Inneren wurden viele Veränderungen vorgenommen. Als der Schwerpunkt des Hofes in den fünfziger Jahren sich zur Schweinezucht veränderte, wurde das innere umgebaut und der Holzboden durch einen Betonboden ersetzt, außerdem weitere Veränderungen angebracht, des es der Scheune erlaubt haben bis in 21. Jahrhundert zu überleben. Pop’s andere Scheunen haben die Veränderungen nicht überlebt.

Die kleine Scheune war in erster Linie ein Milchscheune. Sie war eine lange schmale, rechteckige Scheune, eineinhalb Stockwerke hoch, mit einem Monitor-Dach (siehe Bild Seite 22). Das Monitor-Dach kann man sich als Kuppel auf die Länge der Scheune vorstellen und ersetzte das Giebeldach in einigen Scheunen um 1900 herum und gibt somit das ungefähre Datum als diese Scheune gebaut wurde. Dieser Dachstil brachte nicht nur Vorteile bei der Belüftung sondern auch mehr Lagerfläche für das Heu im ersten Stock, obwohl meine Cousins, die auf dem Hof aufgewachsen sind, meinten, da wäre kein großer Heuboden gewesen[30]. Die Heugarben wurden einfach an Querbalken genagelt, die wiederum an den Wänden befestigt, aber nicht in die Gesamtkonstruktion integriert waren[31]. Während einige Monitor-Dächer Fenster oder Ventilatoren haben, hat Pop’s Scheune diese nicht. Es ist nur eine kleine Heutüre auf der Südseite sichtbar, die etwas Belüftung gebracht hat. Der Heuboden wurde früher per Hand gefüllt, in dem man das lose Heu mit der Gabel vom Wagen auf den Heuboden geworfen hat und später wurden die Ballen auf den Heuboden geworfen. Heuböden in dieser Art Scheune waren normalerweise zu klein und überladen[32].

Licht in der kleinen Scheune wurde durch Fenster in Augenhöhe geworfen, die in den Wänden auf der Ost- und Westseite eingelassen waren. Dies war, nach vorherrschender Meinung am Anfang des 20-igsten Jahrhunderts die beste Art und Weise Licht in die Scheune zu bekommen. Die Nord-Süd-Orientierung der Scheune sollte sie im Sommer durch die vorherrschenden Süd- und Süd-West-Winde kühlen[33]. Wegen der milden Winter in diesem Teil von Indiana war das Thema Wärme im Winter für die Milchkühe nicht relevant.

Innen auf der Westseite der Scheune waren die Ställe für den Bullen und die die Kühe mit den Kälbern und in der Mitte war Platz um den Wagen oder andere Maschinen unterzubringen. Auf der Ostseite waren Gestelle um 10 Kühe zu melken. Meine Cousins erinnern sich, das früher mehr Gestelle vorhanden waren, aber einige wurden abgebaut um einen kleinen Milchraum zu bauen, in dem die Milch getrennt und zeitweise in Kannen gelagert wurde[34]. Obwohl Pop elektrische Melkmaschinen verwendete, nachdem 1937 oder 1938 elektrischer Strom verfügbar war, wurde der Hof nie als reiner Milchbetrieb angesehen. Die Milchwirtschaft wurde in den Fünfzigern aufgegeben.

Neben der Milchscheune auf der Ostseite war eine Scheune mit einem Kornspeicher um Mais in ganzen Kolben zu trocknen und zu lagern. Es war ein Doppelpferch-Stil mit einer Durchfahrtsmöglichkeit in der Mitte. Hier wurden die Maiskolben per Hand in den Speicher gehängt und getrocknet. Der Platz in der Mitte wurde benutzt, um den Wagen zu parken. Als Pop mit der Maisproduktion begann lag die durchschnittliche Produktion bei 40 Bushel auf den acre (1 Tonne pro 40,47 a), aber in 1924 begann die Universität von Iowa mit Experimenten für die Züchtung von Maissaat, die 100 Bushel oder mehr pro acre produzierte (2,54 Tonnen pro 40,47 a). Als die neu entwickelten Hybrid-Saaten verfügbar waren, stieg die Maisproduktion an und größere Flächen für Lagerung und Trocknung des Mais’ wurden benötigt. Mit der Einführung von Mais-Erntemaschinen in 1931 konnte Mais schneller geerntet werden, was wiederum zu einer vermehrten Maisproduktion führte. Zu einer gewissen Zeit hatte die Kornscheune einen Anbau[35], der für das Abstellen des Autos benutzt wurde und später abgerissen wurde als man ihn nicht mehr benötigte.

Ich konnte keinen Hinweis darauf finden, dass Pop jemals ein Silo hatte, obwohl Silos seit der Jahrhundertwende ein Teil des Landschaftsbildes in Indiana waren und ist konsistent mit seinen traditionellen Methoden der Bewirtschaftung. Silos werden benutzt, um darin Silage zu lagern, gehächselter Mais mit Blätter und Stengel. Mit Silage konnte ein Bauer während des Winters mehr Rinder füttern und es war billiger als das Futter zu trocknen. Viele Bauern standen der Benutzung von Silage sehr skeptisch gegenüber. Nach Ingolf Voegler, hatten einige Bauern Angst, dass die Kühe ihre Zähne verlieren würden, wenn sie Silage fressen würden, oder das das Kalben schwieriger würde oder noch schlimmer die Mägen der Kühe anfressen und sich auf die Milch auswirken könnte. Weil Silage gärt, waren einige Bauern besorgt, dass ihre Kühe betrunken werden könnten, ein Argument, das besonders anti-alkoholisch orientierte Bauern betraf[36].

Näher beim Hause waren die Hühnerställe, andere kleine Gebäude für die verschiedenen Zwecke sowie das Toilettenhäuschen. Es gab bis 1934 keinen Strom und keine Rohrleitungen im Haus bis 1960. Als in 1939 sein ältester Sohn heiratete, baute Pop für ihn ein kleines Haus in der Nähe des großen Hauses. Beide Häuser hatten Strom und Handpumpen in der Küche, aber keine Bäder. Ein Brunnen außerhalb des großen Hauses diente der Wasserversorgung und das Toilettenhäuschen wurde jeden Montag geschrubbt.

Mein Ur-Großvater, obwohl länger im Geschäft hatte eine sehr unterschiedlichere Einstellung bzgl. der Bewirtschaftung seines Betriebes und diese Einstellung zeigt sich an seiner Scheune. Jacob Walker, sehr darauf bedacht, im neuen Land erfolgreich zu sein,  war ein sehr viel progressiverer Bauer. Vielleicht hatte er die neue Techniken gelernt, während er in Ohio gearbeitet hatte in seinen ersten Jahren in Amerika oder vielleicht weil es sich mit anderen Bauern zusammengetan hatte, die neue Technologie auf ihren Höfen einsetzten. Ungeachtet von seiner Scheune, seinem Equipment und seinen Methoden ist die Illustration der Vorteile die in der Landwirtschaft zwischen 1880 und 1940 gemacht wurden. Er war einer der ersten im Landkreis der einen Schlepper besaß (einen International Harvester Mogul 8-16), der einen Dieselgenerator hatte, der Strom für das Haus und die Scheune lieferte, lange bevor der Indiana Rural Elctric Act von 1936[37] in Kraft trat oder ein Auto hatte. Er war auch einer der ersten der Lehmrohre in die Felder legte für die Entwässerung. Lloyd Walker erinnerte sich, wie Jacob 1940 zu ihm auf den Hof kam um im zu zeigen wo die Rohre verlegt worden waren[38].

Als Jacob Walker 1872 von Württemberg in die USA auswanderte, war er gerade 15 Jahre alt, aber bereits gut ausgerüstet mit bäuerlichen Erfahrungen. Für Jahrhunderte lebte seine Familie in einem typischen Bauernhaus „Hausscheune[39]“ genannt, wo sowohl die Familie als auch das Vieh untergebracht waren. Eine separate Scheune, für die Lagerung von Heu, stand innerhalb von 100 Fuß (30 m). Das Walker Haus und die Scheune stehen heute noch in der Gemeine Wankheim im Land Baden-Württemberg und werden noch benützt[40]. Aber diese Art der deutschen Hausscheune wurde nie in den USA benutzt, sondern die Deutschen übernahmen die amerikanische Methode die Unterbringung des Vieh von der des Menschen zu trennen, wahrscheinlich weil Land nicht so wertvoll war wie zu Hause.

Es war in Ohio, wo Ur-Großvater und seine zwei Brüder arbeiteten und sich an ihre neue Heimat gewöhnten und die neuesten Anbautechniken der amerikanischen Bauern erlernten. Ur-Großvater arbeitete als Knecht auf einem Hof, bis er genug Geld für die Anzahlung seines eigenen Hofes gespart hatte und zog weiter westwärts. Ungefähr 1880 ließen sich er und sein Bruder Fred (Friederich) in Blackford County, Indiana nieder. Zu dieser Zeit hatten die Bauern in der Gegend kleine Höfe mit einer Fläche von 80 – 320 acres (32 – 130 ha). Die meisten fuhren ein gemischten Ansatz in dem sie auf einem Teil des Landes Mais, Weizen und Hafer anbauten und parallel dazu kleine Herden von Milchkühen, Rindern und Schweine züchteten. Sehr wenige Bauern züchteten Schafe. Butter und Eier wurden zu Hause gemacht und trugen einen guten Teil zur Wirtschaftlichkeit des Hofes bei. Viele Farmen hatten auch kleine Apfelplantagen, so wie zu Hause[41]. Das war die Art von Hof, die mein Ur-Großvater und sein Bruder Fred (Friedrich) suchten.

Fred kaufte sich bei dem Blackford County Bauern, Peter Wadel und seiner Frau Elizabeth ein, einem älteren deutschen Ehepaar, das keine Kinder hatte. Fred kaufte die Farm der Wadel’s mit 80 acres (32 ha) für 100 $ mit der Vereinbarung, dass er den Wadel’s  ein gutes und komfortables Wohnhaus, einen Garten, Brennstoff für das Haus bereitstellt und für alle notwendigen Kleidungsstücke, Essen, medizinische Betreuung und evt. die Beerdigung und den Grabstein aufkommt. Es war ein gutes Geschäft. Der Wadel Hof besaß 40 acres (16,2 ha) kultiviertes Land auf dem Peter Wadel in der Vergangenheit indianischen Mais und Weizen angebaut hatte; 5 acres (2 ha) wurden zur Heuproduktion benutzt. Es gab außerdem 40 acres (16,2) Wald, drei Pferde, vier Milchkühe und zwei Kälbchen. Es sollte sich zeigen, dass dies eine gute Voraussetzung für Fred war, der bald heiratete und seine eigene Familie gründete[42].

Jacob ließ sich in einiger Entfernung von seinem Bruder an der gleichen Straße nieder. Er kaufte ein 80 acres (32 ha) großes Stück Land von Lewis Cale, einem Verwandten der Wadel’s und kaufte später weiter Land dazu und vergrößerte seine Farm damit bis auf 320 acres (130 ha). 1882 heiratete er Elizabeth Hiser, deren Vater den Nachbarhof bewirtschaftete. Er nannte seinen Hof den er in schwarz gestrichen hatte mit Deutschen Buchstaben auf die Scheune geschrieben hatte „German Stock Farm“, was soviel bedeutet wie Deutschstämmiger Bauernhof. Dies war ein bekanntes Wahrzeichnen in der Gegend bis zum ersten Weltkrieg, als das lokale Kriegscommittee bat, die Schrift zu entfernen.

Üblicherweise baute der Bauer zuerst die Scheune und dann kam das Bauernhaus als nächstes. Ob die Scheune zuerst kam ist nicht sicher, aber die Scheune, der Kornspeicher und das alte Haus sind erhalten geblieben. Das Haus, das in dem 1880 beliebten Cottage Stil für seine Braut gebaut wurde, und hat immer noch etwas von einem Lebkuchenhaus und den Charme eines Bauernhauses auf dem Land. Der Hof ist immer noch gut geschnitten, genau so wie es meine Ur-Großeltern mochten, mit Obstbäumen und Gärten um das Haus. Ur-Großvater hatte einst, Äpfel-, Kirschen-, Birnen-, Mirabellen-, Zwetschgen- und Aprikosenbäume und in der Plantage und einen Tulpenbaum[43] direkt vor dem Haus, von den ursprünglichen Bäumen sind noch zwei vorhanden. Der Kornspeicher duftet immer noch nach Mais und Hafer und ist der Lieblingsplatz der Hofkatzen. Die Scheune aber ist eine wundervolle Studie von technologischem Fortschritt des frühen 20-igsten Jahrhunderts.

Die ursprüngliche Scheune war ein zweistöckiges, rechteckiges Holzgebäude mit einem Giebeldach, mit einer Abmessung von 50 x 30 Fuß (15 x 9 m). Entgegen der normalen roten Farbe wurde die Scheune in einem cremefarbigen Ton gestrichen, vergleichbar mit der Farbe, die die Häuser zu Hause in Deutschland hatten, wo die Familie immer noch lebte. Man versuchte mit so wenig wie möglich Holz im inneren auszukommen. Die Dachsparren sind ungewöhnlich, so konstruiert dass ganze Heugarben für die Heueinlagerung benutzt werden konnten, ohne die Behinderung durch Stützpfosten. Man weiß nicht, wer der Architekt war, aber es passt in die Zeit, als Bauern und Architekten nach Wegen suchten, wie sie die Heuböden konstruieren konnten, damit maximale Lagerkapazität mit minimaler Behinderung erreicht wurde. Die Heuhütte am nördlichen Ende der Scheune ist ein einfaches Brett, das an der Spitze des Daches befestigt wurde, von wo aus das Heu mit einer Heuzange hochgehoben wurde. Durch die ganze Scheune zog sich die Schiene, die es somit ermöglichte das Heu ohne großen manuellen Aufwand bis in das hinterste Ecke der Scheune zu bringen. Der ursprüngliche Plan des Erdgeschosses wurde verändert, aber er war sehr wahrscheinlich in verschieden große Ställe aufgeteilt, um die Schweine, Schafe, Pferde und einige Rinder sowie eine Milchkuh unterzubringen. Es war eine multi-funktionale Scheune mit etwas von jedem, Peg Barnes, die Enkelin erinnert sich, das es nur eine Jersey Milchkuh gab und der Rest waren schwarze Angus-Rinder[44]. Schwarze Angus-Rinder wurden kurz bevor Ur-Großvater mit seinem Hof begann in die USA eingeführt und die Familie war immer stolz auf die Verwendung dieser Rasse. Ur-Großvater hat diese Rasse möglicherweise auf der Columbian Ausstellung 1893 in Chicago gesehen oder er hat sein Vieh dort selbst ausgestellt[45]. Peg Barnes erinnert sich, dass ein großes Poster von dieser Ausstellung im Hause hing, aber sie ist nicht sicher, ob er nur als Besucher oder als Aussteller dort war.

Anstatt Teile der Scheine für die Getreidelagerung zu benutzen, baute Ur-Großvater einen separaten Kornspeicher. Vom Aussehen wie kleine Scheunen waren diese Gebäude normalerweise rechteckig mit Giebeldach und keinen Fenstern oder sonstigen Öffnungen um Ratten, Mäusen und anderen Schädlingen keine Zugang zu ermöglichen. Oft hatten diese Gebäude Doppelwände für einen größeren Schutz des Getreides und manchmal wurden sie auch für auf Stützen gebaut. Nach Noble und Cleek wurden diese Kornspeicher mit deutschen, skandinavischen oder osteuropäischen Einwanderern in Verbindung gebracht, und passt somit zu Jacob Walker und seiner Frau Elisabeth, die beide aus Deutschland kamen und in einer starken deutschen Gemeinde im östlichen Indiana lebten[46]. In diesem Speicher lagerte Ur-Großvater seine Maiskörner, Weizen, Hafer und Gerste auf der einen und Maiskolben auf der anderen Seite. Enkelin Peg Barnes erinnert sich, dass die Kutsche in der Mitte abgestellt wurde. Der Geflügelstall, wo die Hühner, Gänse und Enten von Großmutter aufgezogen wurden, war üblicherweise neben dem Kornspeicher. Peggy sagt, Großmutter Walker kehrte den Geflügelstall jeden Tag. Es gibt ein sehr altes, seltenes Photo davon, das von 1919 datiert ist. Teilweise sichtbar auf dem Photo ist ein Hühnerhaus, aber Peg erinnert sich, dass ein weiteres Hühnerhaus weiter östlich stand. Schweine wurden manchmal bei Onkel Fred eine halbe Meile (0,8 km) vom Hof gehalten, aber Ferkel die von ihrer Mutter nicht angenommen wurden, wurden in ein schwarzes Tuch gepackt und hinter dem Ofen in Ur-Großmutter’s Sommerküche gehalten und von Hand aufgezogen, bis sie groß genug waren, um alleine klar zu kommen.

Während der Jahre in der Ur-Großvater seinen Hof weiter ausbaute, wuchs die Rinderindustrie und veränderte sich gleichzeitig. Seit den späten 80-igerJahren des 19. Jahrhunderts mit dem Aufkommen der Eisenbahn und den Kühlwägen, dem verbesserten Futter und zusätzlichem Mais konnten Rinder auf dem Hof soweit gezogen werden, bis sie auf die Märkte der Städte geschickt wurden. Während einige Bauern die Rinder von der Geburt bis zum Verkauf aufzogen, kauften andere die Kälbchen von westlichen Bauern und zogen sie auf bis zur Weiterverarbeitung und Verteilung. Um 1920 legte Ur-Großvater den Schwerpunkt auf die Rinderfütterung für die Fleischindustrie und ich glaube, dies führte zu der erweiterten und veränderten Scheune, die heute noch auf dem Hof steht. Diese Scheune sieht mehr aus wie Scheunen, die weiter westlich zu dieser Zeit gebaut wurden. In den westlichen Staaten von Illinois und Iowa wo Holz selten und teuer war, benötigten Bauer für ihre großen Viehbestände, größere und billigere Scheunen um das Heu zu lagern und zu schützen. Eine Scheune die diese Anforderungen erfüllte wir normalerweise Heuscheune oder Futterscheune genannt. Die Futterscheune war besser geeignet für die Bedingungen und die Landschaft weiter westlich von Indiana, aber sie leistete auch gute Dienste für einen Bauern wie meinen Ur-Großvater, der es gewohnt war das Vieh im Inneren zu schützen. Es war eine lange niedere Konstruktion mit dem Heulager in der Mitte und offenen Bereichen am Rande. Die Kühe konnten frei um das Heu herumlaufen und konnten die Scheune gleichzeitig als Schutz während der Sommerstürme oder im Winter benutzen[47].

Obwohl die erweitere Scheune meines Ur-Großvaters technisch gesehen keine Heuscheune oder Futterscheune ist, wie sie in Iowa genannt wird, funktionierte sie in der gleichen Weise. An zwei Seiten der Scheune wurden die Seitenwände kurz unterhalb des Daches entfernt und um zwei große Ställe an der Ost- und Südseite erweitert. Die erweiterte Scheune hatte somit Abmessungen von ungefähr 75 x 70 Fuß (23 x 21 m). Im inneren wurden die früheren Ställe entfernt und zu einer großen Fläche, in die das Vieh fressen oder Schatten suchen oder Unterschlupf suchen konnte, während des Winters und der Stürme. Das Heu wurde vom Heuboden darüber heruntergeworfen in eine Art Futterstation. Mit dem Bau der Eisenbahn, konnte Ur-Großvater seine Herde nach Mollie bringen, um sie auf den Markt zu schicken[48].

Am Nordende der Scheune wurde ein gemauertes rundes Silo für die Lagerung der Silage gebaut. Der Grundstein des alten Silos ist noch sichtbar. Früher wurden die ersten Silotürme in das innere der Scheunen gebaut, aber es ist nicht bekannt, ob Ur-Großvater ein solches Silo hatte, weil der Boden mit Beton ausgegossen wurde[49]. Dieses Silo war ein Objekt der kontroversen Diskussion, weil hier Ur-Großvater’s Sohn, bekannt als Whiskey Bill Walker während der Prohibition seine Brennerei hatte. Als meine Ur-Großmutter 1919 starb, übergab Jacob Walker die Leitung des Hofes an seinen Schwiegersohn, Roll Walker, der Jacob’s jüngste Tochter, Ella geheiratet hatte. Er begann dann während der Boom-Zeiten in den Zwanziger Jahren in eine Reihe von Projekten zu investieren. Er kaufte Zitronenbäume in McAllen, Texas, aber die Pflanzen waren zu jung, um viel abzuwerfen und er machte daraus nie Gewinne. Er kaufte ein Appartementhaus in Indianapolis und ging eine Partnerschaft ein mit Adam Rittenauer um die Kankakee Sümpfe in West-Indiana und Ost-Illinois trocken zu legen. Die Sumpftrockenlegung war die Idee einer Reihe von Ingenieuren mit dem Ziel landwirtschaftliche Flächen zu gewinnen und der Überflutung vorzubeugen. 1927 nach permanenten Überschwemmungsproblemen in dem Gebiet, begannen die Ingenieure private Investoren für monströse Aufgabe, der Trockenlegung der Sümpfe zu interessieren. Ein unnützes Projekt das später aufgegeben wurde; heute sind die Kankakee Sümpfe geschütztes Gebiet. 1930 belieh Jacob Walker seinen Hof mit einer Hypothek um einen Bagger zu bezahlen. Aber es gelang ihm nicht den Kredit zurückzubezahlen und die Bank versteigerte den Hof 1932. Nach einigen Jahren in denen der Hof gemietet war, wurde er 1940 von Ur-Großvater’s Neffen, William Walker, gekauft und blieb bis heute in der Walker Familie.

Mit den Veränderungen in der Landwirtschaft nachdem Zweiten Weltkrieg begann der Niedergang der Scheunen. Mehr und mehr Bauern stellten um auf dieselgetriebene Maschinen, die die Arbeitspferde und den Anbau von Hafer überflüssig machten. Mechanische Maispflückmaschinen erhöhten den Bedarf für die Getreidelagerung. Große Milchproduzenten und die größere Bedeutung der gesundheitlichen Umstände in den Scheunen überzeuge viele kleine Bauern, ihr Milchvieh aufzugeben. Die Vermarktung von Soja-Produkten in den fünfziger Jahren führte zu einem Anbau von Sojabohnen. In den sechziger Jahren wurden Maschinen eingeführt, die Mais pflücken und auf dem Feld schälen konnten, was wiederum die Art veränderte, wie Mais angepflanzt und gelagert wurde. Die Maiskrippe, die nie dafür vorgesehen war, Maiskörner zu lagern war nutzlos geworden in einer Zeitspanne nur 40 Jahren, Kornspeicher wurden durch kommerzielle Getreidespeicher ersetzt.

Seit den Tagen meines Ur-Großvaters hat sich die Landwirtschaft dramatisch verändert, aber die Scheune bleibt ein Symbol unserer landwirtschaftlichen Vergangenheit.

Regena Trant Schantz
Davenport, Iowa


Drei Söhne von Adam Walker und Katherina Schettler wanderten zwischen 1860 und 1870 nach Amerika. Sie ließen sich zuerst in Bucyrus, Ohio nieder, wo ihr Onkel Georg Walker einen Bauernhof hatte.

 

John Frederick George Jacob
geb. 23 Apr 1851
nach Ohio 1872
nach Blackford Co., Indiana
verh. Mary A. Walker
(geb.  24 Aug 1853 in Wankheim als Tochter von Casper and Mary Schwartzkopf Walker)
gest: 22 July 1939
beerdigt: I.O.O.F. Cemetery,
Hartford City, Indiana8 Kinder:
John A.
Katherine
Emma
Daniel
William
Samuel H.
Alice
Walter Carl
geb. 5 Jan 1854
nach Springfield, Ohio
verheiratet und hatte Kinder
geb. 4 Feb 1859
nach  Ohio  1875
nach Blackford Co. Indiana 1878
bewirtschaftete 240 acres
verh. Elizabeth Hiser
16 November 1882
Zion Lutheran Church,
Hartford City, Indiana
gest.  30 October 1942
beerdigt: I.O.O.F. Cemetery,
Hartford City, Indiana4 Kinder:
Anna, b. 1882
Lewis William, b. 1884
Rose Catherine, b. 1887
verh. John Trant
Ella May, b. Oct 1898

Zusammengestellt von Regena Trant Schantz,
Urenkelin von Jacob Walker
1117 East Denison Avenue Davenport,
Iowa 52803


Literaturhinweis

Agricultural Schedule, 1880 Federal Census, Blackford County, Indiana

Arthur, Eric and Dudley Witney. The Barn: A Vanishing Landmark in North Amerika Ontario, Canada: A & W Visual Library, 1972

“Barn Roofs and Loft Designs” The Northwest Horse Source June 2000, auch online verfügbar

Calkins, Charles, und Martin Perkins. “The Three-Bay Treshing Barn” In Barns of the Midwest, edited by Allen G. Noble and Hubert G. H. Wilhelm, 40 – 62.
Athens, Ohio: Ohio University Press, 1995

“Farm Sale” Telegram (Hartford City, Indiana) 9 und 16 Februar, 1915

Interview mit Peggy Parnes, 14. September 2002

Interview mit Cousins: Joe Parker, Janet Trant Pluimer, Joan Trant Scher, Jerry Trant und Jim Trant, 26. September 2002

Kearns, Brenda Walker, “Interview mit Lloyd Walker” Frühling 2002

Noble Allen G. und Hubert G. H. Wilhelm “The Farm Barn of the American Midwest” In Barns of the Midwest, edited by Allen G. Noble and Hubert G. H. Wilhelm, 1 – 24.
Athens, Ohio: Ohio University Press, 1995

Noble Allen G. und Hubert G. H. Wilhelm “Reflections” In Barns of the Midwest, edited by Allen G. Noble and Hubert G. H. Wilhelm, 284 – 290.
Athens, Ohio: Ohio University Press, 1995

Noble Allen G. und Richard K. Cleek “The Old Barn Book: A Field Guide To North American Barns & Other Farm Structures. New Brunswick, New Jersey: Rutgers University Press, 1997

Parker Joseph, Email an den Autor, 30. Oktober 2002


 

Erläuterungen

[1] Könnte man mit Deutsche Holz Scheune übersetzen.
[2] Der englische Ausdruck ist „barnyard humor“, heute würde man wohl „Hinterhofsprache“ dazu sagen
[3] Dieser Ausdruck ist eigentlich nicht zu übersetzen, Piloten aus dem I. Weltkrieg haben diesen Ausdruck geprägt, als sie im Tiefflug über Scheunen oder unter Brücken durchgeflogen sind
[4] Direkt übersetzt würde es „eine Scheunen brennende Rede halten“ bedeuten, der richtige deutsche Ausdruck ist wohl „eine flammende Rede halten“
[5] Hier ist vor allem die früher und heute noch bei den Amish-Leuten praktizierte Praxis, eine Scheune in einem Tag oder an einem Wochenende aufgebaut wurde. Dabei helfen alle Leute der Gemeinde mit, inklusive Frauen und Kinder
[6] Quelle: Old Barn Book, Seite 14 (Altes Scheunenbuch)
[7] Quelle: Noble and Wilhelm, Seite 286
[8] Quelle: Soike, Seite 81
[9] Quelle: Noble und Cleek, Seite 14
[10] Hier ist insbesondere die Konstruktion der Dachsparren gemeint
[11] Quelle: Noble und Cleek, Seite 14
[12] Scheunen mit Ziegelmauern auf beiden Seiten, die Mauern sind dabei in der Regel bunt
[13] Quelle: Arthur und Witney, Seite 18
[14] Quelle: Calkins und Perkins, Seite 40-41
[15] Quelle: Noble und Wilhelm, Seite 8
[16] Quelle: Calkins und Perkins, Seite 56 – 57
[17] Quelle: Noble und Cleek, Seiten 22, 84 – 85 und Wilhelm, Seiten 64 – 65
[18] Anmerkung der Übersetzung: Der Hügel wurde teilweise als Rampe für die Zufahrt in den ersten Stock benutzt, wie wir es teilweise von den Schwarzwald-Bauernhöfen kennen
[19] Der Geburtsname wird oft vor dem Ehenamen genannt, im Sinne Rose Trant, geborene Walker
[20] The home of Short Horn Cattle
[21] Quelle: Shinn, Seite 23 – 24
[22] Civil War
[23] Quelle: Williamson, Seite 38
[24] Quelle: Noble and Cleek, Seite 114
[25] Quelle: Soike, Seite 88
[26] Hinweis: John Deer, Oliver, J. I. Chase, Moline sind große Hersteller landwirtschaftlicher Maschinen, die zum Teil heute noch existieren
[27] Quelle: „Farm Sale“ Telegram
[28] entweder Symbole für Glück und Erfolg oder Zeichen zur Abwehr des Teufels
[29] Quelle: Interview mit Cousins
[30] Quelle: Noble and Cleek, Seite 103
[31] Quelle: Email von Parker
[32] Quelle: Northwest Horse Source
[33] Quelle: Voegler, Seite 104
[34] Quelle: Pluimer
[35] Einfach ein auf Stützpfeiler gesetztes Dach, dass an der Scheunenwand befestigt wurde
[36] Quelle: Voegler, Seite 108
[37] Wohl ein Stromversorgungsvertrag für den Staat Indiana
[38] Quelle: Kearns Interview
[39] Übersetzung beruht auf der besonderen Verwendung des Wortes barn im Englischen
[40] Im Haus ist jedoch keine Vieh mehr untergebracht, sondern wird als reines Wohnhaus untergebracht.
[41] Quelle: 1880 Agricultural Cencus (Landwirtschaftszählung)
[42] Quelle: Deed Book W 87 (Grundbuch)
[43] Liriodendron tulipifera
[44] Quelle: Interview mit Peggy Barnes
[45] Quelle: Parker research letter
[46] Quelle: Noble und Cleek, Seite 154
[47] Quelle: Soike, Seite 90 – 91
[48] Quelle: Mary Trant Helm
[49] Quelle: Voegler. Seite 108
[50] Von ihm ist am wenigsten bekannt


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